Ausbildungsbrücke in der Plattenkiste

Ausbildungsbrücke Lüneburg gestaltet die Sendung Plattenkiste von NDR 1 Niedersachsen
Viel zu erzählen gab es in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Am 26. Juli zwischen 12 und 13 Uhr unterhielten sich Heinrich Bär, Rocco Golembiewski und Claus Petersen mit Moderatorin Anke Genius über die Arbeit der Diakonie mit dem Patenmodell in Lüneburg, das als Ausbildungsbrücke – also Vermittler und Unterstützer – für Schüler, Auszubildende und Ausbilder fungiert, und das kostenfrei für die Jugendlichen.
Das Modell beginnt zwei Jahre vor dem Schulabschluss und hilft bei der Orientierung für den späteren Beruf. Heinrich Bär ist Gesamtkoordinator für die Region Lüneburg. Er erklärt, dass sowohl bis zum Schulabschluss als auch bis Ausbildungsabschluss geholfen wird, um so zu vermeiden, dass es zum Abbruch kommt. Danach helfen die Paten auch noch dabei, die erste Stelle zu finden. Koordinator Claus Petersen ist zuständig für die Christiani-Oberschule in Lüneburg. Dort sind insgesamt 600 Schüler – aus den 4 achten Klassen mit jeweils 25 Schülern haben sich 35 gemeldet, die begleitet werden möchten. Er stellt das Projekt zunächst auf Elternabenden vor. Wenn sich die Kinder melden, werden die nötigen Genehmigungen von den Eltern eingeholt und ein passender Pate gesucht. Eine solche Begleitung für bis zu 5 Jahre übernimmt beispielsweise Rocco Golembiewski. Derzeit kümmert er sich um zwei 14jährige.
Junge Menschen in Haupt- und Realschule wissen oft nicht, wohin ihr Berufsweg sie führen könnte. 2009 initiierte die Diakonie das bundesweite Projekt “Patenmodell”, 2010 begann es in Lüneburg in der Theorie, 2011 mit zunächst nur wenigen Patenkindern auch praktisch. Dies wurde inzwischen ausgeweitet, so dass mehr als 100 Jugendliche aktuell dabei sind. Für weit mehr ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Rocco Golembiewski sagt, die Jugendlichen müssen vom Schulalltag zum Einstieg in den Beruf mitgenommen werden. Was möchten sie, was können sie, wo liegen Probleme, wo kann man unterstützen? So erforscht er in Einzelgesprächen, wo die Stärken und Schwächen der jungen Menschen liegen. Auch ein Praktikum hilft dabei, und er unterstützt die Jugendlichen bei der Suche nach dem für sie passenden Platz. Da er das Patenkind zu sich nach Hause einlädt, um es besser kennenzulernen, entwickelt sich auch ein sehr persönliches und vertrauensvolles Verhältnis. Deshalb haben die Gäste auch einen ihrer Schützlinge, Elias Lukas, nach Hannover mitgebracht (s. Foto). Die Arbeit macht dem Paten viel Spaß und kostet ihn durchschnittlich nur zwei bis drei Stunden pro Woche, erklärt er – mal mehr, mal weniger.
Schule – und was dann? Bei dieser Frage helfen im Raum Lüneburg derzeit 71 ehrenamtliche Paten. Aber sie könnten noch 30 bis 40 weitere Paten zum neuen Schuljahr gebrauchen, die wünscht sich Claus Petersen dringend. Die jüngste Patin ist eine Studentin mit Mitte 20, der älteste ist bereits Rentner mit 75. Etwa die Hälfte der Paten steht noch im Arbeitsleben. Ein breiter Querschnitt an Berufsbildern wird durch sie abgedeckt: Apotheke, Bank, Handwerk, Ingenieurswissenschaften – alles ist vertreten, erklären die Gäste in der Sendung. Heinrich Bär arbeitet gern mit jungen Menschen zusammen: Das hält jung, schmunzelt er. Das Projekt betrachtet er als sehr sinnvoll, zumal es inzwischen auch ein Sonderprojekt für junge Flüchtlinge bis 25 Jahren enthält. Ihnen wird vor allem Deutschunterricht angeboten, um sie fit für den Job zu machen. Die Erfolgsquote gibt ihm Recht: 80 % der betreuten Patenkinder schaffen Schulabschluss und Ausbildung und finden dann Arbeit.
Von Montag bis Freitag heißt es zwischen 12 und 13 Uhr bei NDR 1 Niedersachsen „Die Plattenkiste – Hörer machen ein Musikprogramm“ und die Sendung wird komplett von den Gästen gestaltet. In der Sendung können sich Vereine, Clubs, Organisationen vorstellen – egal ob Chor, Surfclub, Theater- oder Selbsthilfe-Gruppe. Informationen zur Bewerbung unter www.ndr1niedersachsen.de
Text und Bild: NDR 1 Niedersachsen
(v.l. Heinrich Bär, Anke Genius mit “Patenkind” Elias Lukas, Rocco Golembiewski und Claus Petersen)